Muttertät – ein Begriff, der uns seit einiger Zeit immer häufiger begegnet. Aber was genau verbirgt sich hinter dem etwas sperrigen Wort? Wir sind der Frage nachgegangen und haben ein paar überraschende Antworten gefunden.
- Die Legende vom Mutterinstinkt
- Willkommen in der Muttertät!
- Körperliche Veränderungen in der Muttertät
- Veränderungen der Psyche
- Auswirkungen auf die Partnerschaft und das soziale Leben
- Job & Baby – ein Spagat mit gefesselten Beinen
- Mutter zu sein ist wunderbar – aber ein Lernprozess
- Zum Weiterlesen
Kommt dir das bekannt vor? Dein Baby, auf das du dich so lange gefreut hast, liegt nun endlich in deinen Armen. Du müsstest jetzt also eigentlich übersprudeln vor Glück! Deine Realität sieht aber leider gerade ganz anders aus. Du bist einfach nur noch erschöpft, weil du tagelang kaum ein Auge zugetan hast. Dein Körper fühlt sich an wie vom Bus überfahren, und immer wieder überkommt dich das heulende Elend. Du hast das Gefühl, dem Ganzen einfach nicht gewachsen zu sein. Womöglich fragst du dich sogar insgeheim, ob du mit der Entscheidung für ein Baby einen großen Fehler begangen hast. Sobald du dich bei solchen Gedanken ertappst, fühlst du dich dann prompt auch noch schuldig und undankbar. Vor allem aber Lichtjahre entfernt von deinem Idealbild, das du von dir selbst als künftige Mutter vor Augen hattest.
Cool und entspannt wolltest du es angehen, schließlich ist es etwas ganz Natürliches, ein Kind zu bekommen. Und jetzt? Alles ist anders, als du es dir vorgestellt hast. Ja, da ist eine Liebe, die du vorher so nicht kanntest. Und es gibt sie, diese himmelhoch jauchzenden Glücksmomente. Aber andererseits wirft dich die Erkenntnis aus der Bahn, dass dieses winzige Menschlein auf deinem Arm nun 24/7 von dir abhängig ist. Dir wird bewusst, dass dein Leben nie wieder so sein wird wie vorher, von deinem Körper gar nicht zu reden. Du hast ein diffuses Gefühl, nicht mehr du selbst zu sein und verstehst überhaupt nicht, was mit dir los ist – die Menschen in deiner Umgebung oft leider auch nicht. Der (fatale) Schluss, den du daraus ziehst: Mit dir kann etwas nicht stimmen. Ganz offensichtlich hast du ein Defizit. Denn schließlich soll ein Baby doch das größte Glück der Welt sein, oder?
Wenn du dich in dem Szenario auch nur annähernd erkennst, lies bitte unbedingt weiter. Du stehst damit nämlich keineswegs allein da. Nicht alle, aber sehr viele Frauen sind davon betroffen – doch nur wenige trauen sich, über dieses Tabuthema zu sprechen. Denn wer mag schon zugeben, dass das große, wundervolle Abenteuer "Baby und Familie" bei aller Freude und grenzenloser Liebe durchaus auch seine Schattenseiten hat und ambivalente Gefühle hervorrufen kann?
Die Transformation während der Muttertät, die wir in diesem Artikel beschreiben, kann von Frau zu Frau unterschiedlich sein, nicht alle Frauen erleben dieselben Veränderungen. Einige Frauen können mit starken Stimmungsschwankungen oder emotionalen Herausforderungen konfrontiert werden, während andere eine sanftere Übergangsphase haben. Wir legen Wert auf eine sorgfältige Recherche, aber wir sind nicht vom Fach. Sollten bei dir starke oder anhaltende psychische oder physische Symptome auftreten, suche dir bitte unbedingt professionelle Unterstützung.
Die Legende vom Mutterinstinkt
Das traditionelle Rollenbild der “guten Mutter” sieht vor, dass eine Frau dank eines angeborenen Mutterinstinkts vollautomatisch und wie auf Knopfdruck spätestens mit dem Durchtrennen der Nabelschnur zur Superheldin mutiert: Schmerzen, Unwohlsein, Müdigkeit, Ängste, das eigene bisherige Leben – alles auf magische Weise ausgeblendet, sobald das Baby den ersten Schrei tut. Stillen, Babypflege, die Bedürfnisse des Babys erkennen? Eine liebende Mutter macht das auch ganz ohne Übung mit links! Als Mensch mit zwei X-Chromosomen wurden ihr schließlich viele wunderbare, “typisch weibliche” Fähigkeiten in die Wiege gelegt – allen voran der Mutterinstinkt, der es ihr ermöglicht, geradezu übermenschliche und hellseherische Kräfte zu entwickeln und ihr Leben, wie sie es vor der Geburt kannte, samt ihrer elementaren Bedürfnisse leichten Herzens und mit Schwung über Bord zu werfen.
Klingt eher absurd? Ist es auch! Und doch wird dieses Rollenverständnis täglich gelebt. Es ist dermaßen im Bewusstsein unserer Gesellschaft verankert, dass kaum jemand auf den Gedanken kommt, es zu hinterfragen. Zum Beispiel, ob es eigentlich realistisch oder auch nur fair ist, das alles mit der größten Selbstverständlichkeit von einer Frau zu erwarten – noch dazu, nachdem sie gerade den immensen Kraftakt einer Schwangerschaft und Geburt hinter sich gebracht hat.
Bei dem hohen Druck, den eine solche Erwartungshaltung aufbaut, ist es wenig verwunderlich, dass eine frisch gebackene Mutter sich in so mancher Situation vollkommen hilflos und unfähig fühlt. Zum Beispiel, wenn ihr zum Weinen zumute ist, statt nach seligem Dauerlächeln. Einfach so, scheinbar ohne Grund. Oder weil ihr Mutterinstinkt sich partout nicht meldet, um ihr einen Tipp zu geben, was sie tun soll, wenn das Baby nicht einschläft. Um ihr zu verraten, warum der angeblich wunderschöne Vorgang des Stillens bei ihr dermaßen schmerzhaft ist, dass sie jedes Mal schon Panik vor dem nächsten Anlegen hat. Oder um ihr zu erklären, warum das Baby pausenlos schreit und sich einfach nicht beruhigen will. Warum lässt ihr Instinkt sie nur so im Stich?
Gerade in der ohnehin vulnerablen Phase nach der Geburt stellt sich sehr schnell ein Gefühl der Unzulänglichkeit ein, schon bei (objektiv betrachtet) geringen Anlässen. Leider trägt dann oft auch noch das Umfeld mit Besserwisserei, Unverständnis oder womöglich sogar Vorwürfen dazu bei, dass sich die Frau noch schlechter fühlt als ohnehin schon. Und als wäre der Druck von außen nicht schon mehr als hoch genug, haben viele Frauen vollkommen unrealistische Erwartungen an sich selbst. Sie wollen in ihrer neuen Rolle als Mutter ab Tag 1 nicht nur gut, sondern perfekt sein – und alles andere ganz nebenbei auch noch entspannt managen. In diesen Fällen ist die Konfrontation mit der Realität besonders schmerzhaft und das Gefühl des Versagens noch größer. Im schlimmsten Fall kann sich daraus eine echte, behandlungsbedürftige Wochenbettdepression entwickeln!
Aber es gibt eine gute Nachricht: Für alle Mütter, die auf der Suche nach ihrem vermeintlich fehlenden Mutterinstinkt verzweifelt in sich hineinhorchen und sich fragen, was in aller Welt mit ihnen nicht in Ordnung ist, hat die Wissenschaft eine wichtige Antwort gefunden: Der Mutterinstinkt ist eine Legende. In Wirklichkeit existiert er gar nicht. Ja – du hast richtig gelesen. Neue Erkenntnisse zeigen, dass es ihn nicht gibt.
Natürlich erkennst du irgendwann schon am Weinen, was deinem Baby gerade fehlt. Du kannst voraussagen, wann es müde wird, wann es Hunger hat und was es zum Lächeln bringt. Aber all das weißt du nicht dank eines Instinkts, sondern durch Erfahrung. Du hast gelernt, dein Baby zu verstehen, es zu füttern und zu wickeln, noch bevor es weint. Du trainierst das Muttersein wie einen Muskel. Und das kann durchaus auch schmerzhaft sein. Aber je mehr du trainierst, je mehr Zeit du mit deinem Baby verbringst und eure Bindung stärkst, desto besser lernst du den kleinen, neuen Menschen in deinem Leben mit all seiner Individualität kennen. Das Wochenbett ist übrigens die beste Gelegenheit, um diese Herausforderung zu meistern und dich auf eine wunderbare Reise einzulassen, die deine neue Rolle als Mutter mit sich bringt und die dein Leben für immer verändern wird.
Willkommen in der Muttertät!
Schon in den siebziger Jahren glaubte die Anthropologin Dana Raphael nicht an einen angeborenen Mutterinstinkt und fand stattdessen ein Wort für die Transformation, die Frauen in der Schwangerschaft, nach der Geburt und in den ersten Monaten oder sogar Jahren ihrer Mutterschaft erleben: Sie nannte sie “Matrescence”, zusammengesetzt aus dem Wort “Mater” (lateinisch für “Mutter”) und “adolescence”, die Phase von der späten Kindheit bis zum Erwachsenwerden. Als Alternative zu dem deutschen Begriff “Matreszenz” prägten die Doulas Natalia Lamotte und Sarah Galan 2021 den Begriff “Muttertät” aus “Mutter” und “Pubertät”. Das mag im ersten Moment klingen, als würden Mütter in eine pubertäre Phase zurückfallen. So ist es aber nicht gemeint. Doch die hormonellen, emotionalen und körperlichen Veränderungen, die ab dem Zeitpunkt des Kinderwunsches und spätestens mit Beginn der Schwangerschaft bis lange nach der Geburt stattfinden, sind denen in der Pubertät sehr ähnlich. Allerdings erfährt die Pubertät eine weitaus höhere gesellschaftliche Akzeptanz – man weiß, dass es diese Phase gibt und muss sie wohl oder übel aussitzen. Dass Mütter während der Schwangerschaft und nach der Geburt eine sensible Phase erleben, ist zwar auch bekannt, aber die Forschung hat sich bis vor ein paar Jahren so gut wie gar nicht damit befasst. Ein echtes Versäumnis, wie man heute weiß – denn was mit einer Frau während der Matreszenz (oder eben der Muttertät) auf verschiedenen Ebenen passiert, ist nicht nur ungeheuer spannend, es zeigt deutlich die Parallelen zur Pubertät und liefert damit viele Erklärungen.
Körperliche Veränderungen in der Muttertät
Die äußerlichen körperlichen Veränderungen während der Schwangerschaft sind offensichtlich und werden sehr unterschiedlich empfunden. Manche Frauen können es gar nicht erwarten, ihren Bauch und ihre Brüste wachsen zu sehen, haben den “Schwangerschaftsglow” und fühlen sich rundum wohl und schön. Anderen wiederum ist die Veränderung eher unangenehm, sie haben vielleicht mit unreiner Haut und strähnigen Haaren zu kämpfen. Babykugeln haben die unterschiedlichsten Formen und Größen. Ebenso individuell verläuft die Rückbildungsphase nach der Geburt. Während einigen Frauen schon nach wenigen Monaten kaum mehr etwas anzusehen ist, kämpfen andere noch nach Jahren gegen schlaffes Gewebe und zusätzliche Pfunde. Auch die Haut kann sich verändern, und der starke Östrogenabfall kann Haarausfall verursachen. Nicht alle Frauen können ihrem Spiegelbild während dieser Phase wohlwollend entgegenlächeln und akzeptieren, was sie da sehen.
Bei der sichtbaren körperlichen Veränderung spielt zudem der gesellschaftliche Druck eine große Rolle. Ein wachsender Babybauch wird gebührend bewundert, wohlwollend kommentiert und gern auch mal getätschelt. Nach der Geburt hat er dann aber auch seinen großen Auftritt gehabt und soll bitte so schnell wie möglich verschwinden. Wer das in Rekordzeit schafft, bekommt Respekt – wer nicht, erntet oft missbilligende Blicke. Manche Frauen setzen sich auch selbst unter Druck und suchen Vorbilder bei der Prominenz, in der Regel allerdings ohne Personal Trainer (oder wenigstens adäquate Photoshop-Kenntnisse). Andere Frauen wiederum entwickeln ein ganz neues Körper(selbst)bewusstsein und sind stolz auf die Leistung ihres Körpers, auch wenn er gerade nicht perfekt aussieht.
Was die Welt da draußen nicht sieht, spürst du als Neumama umso heftiger, nämlich die Veränderung im Inneren deines Körpers. Die Gebärmutter zieht sich wieder auf ihre normale Größe zusammen, begleitet vom Wochenfluss. Geburtsverletzungen machen sich noch eine Weile bemerkbar, besonders nach einem Kaiserschnitt. Überdehnte Bauchmuskeln und verdrängte Organe rücken wieder an ihren rechtmäßigen Platz. Ganz besonders sensibel ist der geschwächte Beckenboden. Belastet du ihn zu früh, beispielsweise durch falschen Ehrgeiz, riskierst du dauerhafte Schäden und im schlimmsten Fall eine Organsenkung.
Veränderungen der Psyche
Selbst wer keine Kinder hat, braucht nicht viel Phantasie, um sich vorzustellen, wie ein Baby das eigene Leben auf den Kopf stellen kann. Plötzlich ist da ein kleiner Mensch, der rund um die Uhr deine volle Aufmerksamkeit und Fürsorge braucht. Für dessen Leben du die Verantwortung trägst. Natürlich wusstest du das auf intellektueller Ebene alles vorher. Aber du kannst dich noch so gut darauf vorbereitet haben: Die Realität in ihrer ganzen Tragweite trifft dich mit voller Wucht. Und das musst du erst mal verarbeiten, und zwar in einem Zustand, den man nicht gerade als stabil bezeichnen kann.
Neben Schmerzen, Ängsten und Unsicherheiten, die vielleicht mit viel Fürsorge und Ruhe (!) in den Griff zu bekommen wären, machen dir zur Abwechslung auch wieder die Hormone zu schaffen. Die Ausschüttung von Progesteron und Östrogenen wird nach der Geburt stark gedrosselt. Dummerweise haben aber genau die während der Schwangerschaft für die Produktion der Glückshormone Dopamin und Serotonin gesorgt. Wenig überraschend also, dass dieser plötzliche “Entzug” neben allen anderen Herausforderungen heftige Stimmungsschwankungen und den viel zitierten Babyblues hervorrufen kann. Während und nach der Geburt meldet sich dann auch das “Kuschelhormon” Oxytocin. Es lenkt deine Aufmerksamkeit voll auf dein Baby und fördert so die Bindung. Dabei blendet es vieles, aber natürlich nicht alles von der “Außenwelt” aus – es ist deshalb gut möglich, dass du sehr widersprüchliche Gedanken und Gefühle hast, dich hin- und hergerissen fühlst und dich anders verhältst als sonst. Das erzeugt häufig nicht nur bei deinem Umfeld Verwirrung, sondern auch bei dir selbst. Es sind jedoch nicht nur die Hormone, die dich jetzt durcheinanderbringen.
Was man lange nicht wusste: Das Gehirn einer Mutter verändert sich drastisch in seiner Struktur. Es wird während der Muttertät sozusagen komplett neu programmiert. Die niederländische Neurowissenschaftlerin Elseline Hoekzem konnte in einer Studie nur anhand von MRT-Scans bestimmen, welche ihrer Probandinnen Mütter waren und welche nicht! Übrigens wird diese “Umbauphase” des Gehirns auch in Verbindung gebracht mit der erhöhten Vergesslichkeit während der Schwangerschaft und des Wochenbetts. Die Wissenschaft geht davon aus, dass der Prozess nach etwa zwei Jahren abgeschlossen ist.
Auch Väter oder andere Personen mit enger Bindung (wie etwa Adoptiveltern oder die Co-Mutter) durchleben eine hormonelle und neuronale Veränderung, allerdings nicht in derselben Form und auch nicht irreversibel, wie die leibliche Mutter des Kindes in der Muttertät.
Auswirkungen auf die Partnerschaft und das soziale Leben
Betrachtet man die massiven physischen und psychischen Veränderungen, die mit einer Schwangerschaft und Geburt einhergehen, erscheint es auf einmal völlig logisch, dass Frauen das nicht “mal eben” wegstecken können, denn es ist jeder Lebensbereich in irgendeiner Weise betroffen. Die Partnerschaft befindet sich plötzlich auf einer ganz neuen Ebene und wird vor allem durch Schlafmangel und Erschöpfung belastet. Der Transformationsprozess kann dazu führen, dass der Partner oder die Partner:in die Frau an seiner oder ihrer Seite kaum wiedererkennt, weil deren Weltanschauung sich gerade “aus dem Nichts” um 180 Grad gedreht hat. Körperliche wie seelische Intimität kann zur Herausforderung werden, und zwar nicht nur durch die physischen Folgen der Geburt: Das unter anderem hormonell bedingte Fixieren der Frau auf das Baby bewirkt häufig, dass der Partner oder die Partner:in sich ausgeschlossen und “abgemeldet” fühlt: “Alles dreht sich nur noch um das Baby!” – ein Satz, den man in diesem Zusammenhang häufig hört.
Bei ihren sozialen Kontakten setzen Mütter ebenfalls oft ganz neue Prioritäten. Nicht immer klappt beispielsweise der ehemals heißgeliebte Mädelsabend auch mit dem Nachwuchs. Treffen mit Freund:innen müssen um die Schlaf- und Fütterungszeiten des Babys herum geplant werden. Das kann so anstrengend sein, dass eine Absage deutlich bequemer ist, zumal auch die eigene Erschöpfung eine große Rolle spielt. Mit der Zeit werden die Einladungen weniger, und gar nicht selten entfernt man sich komplett voneinander, weil die Interessen sich einfach verschoben haben. Dafür werden neue Kontakte geknüpft, zu anderen Müttern oder Paaren mit kleinen Kindern.
Job & Baby – ein Spagat mit gefesselten Beinen
Viele Mütter möchten (oder müssen) schon nach relativ kurzer Zeit in den Job zurück. Das gestaltet sich mit einem Baby alles andere als einfach. Zwar bieten immer mehr Arbeitgeber Jobs im Homeoffice an, aber nicht jede Arbeit lässt sich dort erledigen. Krippen- und Kitaplätze sind genau wie Tagesmütter oft rar, und wenn das Kind krank ist, muss es zu Hause bleiben. Die Betreuungszeiten machen den Frauen oft einen Strich durch die Rechnung. Und nicht immer ist es dem Partner oder der Partner:in möglich, länger (oder überhaupt) in Elternzeit zu gehen. Natürlich kann und sollte man sich vorher über all das informieren. Dennoch bedeutet der Übergang von der berufstätigen Frau zur Vollzeitmama einen bedeutenden Umbruch. Sie muss nicht nur einen möglicherweise geliebten Job aufgeben, sondern auch ihre finanzielle Unabhängigkeit. Dazu kommt auch in diesem Bereich ein gewisser gesellschaftlicher Druck: Ob sie arbeitet oder nicht, es wird immer Menschen geben, die sie dafür verurteilen. Ob nun als bequeme Hausfrau, die sich ein angenehmes Leben auf Kosten ihres Partners oder ihrer Partner:in macht, oder als herzlose Karrierefrau, die ihr Baby vernachlässigt. Wer nicht mit genügend Resilienz gesegnet ist, wird sich also in jedem Fall Vorwürfe machen und sich “nicht gut genug” fühlen.
Mutter zu sein ist wunderbar – aber ein Lernprozess
Betrachtet man jetzt mal all diese Dinge, die während der Schwangerschaft und in den ersten Tagen, Wochen und Monaten nach der Geburt auf eine Mutter einstürzen, möchte man beinahe doch an mütterliche Superkräfte glauben. Wie wäre das wohl sonst zu schaffen?
Jede Frau ist individuell, ebenso wie der kleine Mensch, den sie geboren hat. Es wird durchaus auch viele Mütter geben, die beim Lesen dieses Artikels den Kopf schütteln, weil sie selbst die Phase der Muttertät ganz anders erleben oder erlebt haben. Die mit Leichtigkeit in ihre neue Rolle geschlüpft sind. Vielleicht durch einen kleinen Wissensvorsprung, weil sie früher kleine Geschwister betreut haben. Oder durch gute Unterstützung. Oder ganz einfach, weil sie eben sind, wie sie sind. Falls du so eine Mama bist, gratulieren wir dir, es ist wunderbar, dass es dir so geht oder ging!
Falls du dich aber eher in diesem Artikel wiederfindest, möchten wir dir Mut machen, dich selbst liebevoll anzunehmen und dir Zeit zu geben für den Lernprozess des Mutterseins. Dich nicht selbst unter Druck zu setzen und Druck von außen abzublocken, zumindest aber zu hinterfragen. Je mehr du annehmen kannst, “was ist”, und je weniger Kraft du darauf verwendest, dagegen anzukämpfen, desto leichter wird es. Du bist genau richtig, wie du bist, und du bist die beste Mutter für dein Baby, auch wenn du nicht alles perfekt machst. Tatsächlich sind auch Mütter Menschen! :-)
Hebammen (und auch wir) werden nicht müde, es immer wieder zu sagen: Ja, Schwangerschaft und Geburt sind etwas Natürliches. Das heißt aber keinesfalls, dass sie nicht eine enorme Belastung für Körper und Seele wären. Nimm das Wochenbett deshalb wirklich ernst. Hole dir Hilfe und erlaube dir auch, sie ohne schlechtes Gewissen anzunehmen. Es ist so unglaublich wichtig, um die wohl turbulenteste Zeit deines Lebens gut zu überstehen – für dich selbst und für deine kleine Familie.
Wir wünschen dir und allen anderen Mamas von ganzem Herzen alles Gute.