Im ersten Jahr erwarten dich und dein Baby unzählige, aufregende Meilensteine. Ein ganz besonderer: das freie Sitzen. Auf einmal kann dein kleines Wunder seine Umgebung aus einem ganz neuen Blickwinkel kennenlernen und Gegenstände sitzend mit beiden Händen entdecken. Statt immer eine weiche Unterlage zum Ablegen parat haben zu müssen, kannst du dein Kind nun einfach auf den Boden setzen. Auch wenn du diesen Meilenstein sicher kaum erwarten kannst, solltest du dein Kind vor dem eigenständigen Erlernen des freien Sitzens nicht hinsetzen. Welche Risiken das zu frühe Hinsetzen deines Babys birgt und worauf du beim Sitzen im Kinderwagen oder Hochstuhl achten solltest, erfährst du in diesem Artikel!
- Motorische Entwicklung: Wie und wann lernen Babys das selbstständige Sitzen?
- Arten des Sitzens
- Aktives und passives Sitzen
- Gefahren einer zu frühen sitzenden Position
- Sitzen im Kinderwagen, Fahrradsitz und im Hochstuhl
Motorische Entwicklung: Wie und wann lernen Babys das selbstständige Sitzen?
In den ersten Lebensmonaten entwickelt sich die Motorik deines Babys rasant und legt damit den Grundstein für viele zukünftige Fähigkeiten. Vom Köpfchenhalten über das Rollen vom Bauch auf den Rücken bis hin zum Aufstützen und zu den ersten Fortbewegungsversuchen – all das ist wichtiges Training für die Rücken- und Rumpfmuskulatur. Zu diesen körperlichen Voraussetzungen muss dein Baby zum Sitzenlernen außerdem bestimmte neuronale Strukturen und Verbindungen im Kleinhirn entwickeln. Das passiert ganz automatisch, wenn dein Kind versucht, in den Sitz zu kommen.
Nachdem dein Kind den Vierfüßlerstand gemeistert hat, bewegt es sein Gesäß nach hinten und nimmt zunächst meist eine Position auf den Fersen ein. Von dort aus kann es sich seitlich abstützen, um in eine aufrechte Sitzposition zu gelangen, die als Langsitz bekannt ist. Es gibt auch Kinder, die das Sitzen erlernen, indem sie sich zuerst hochziehen und dann kontrolliert auf ihr Gesäß sinken lassen, um die Sitzhaltung einzunehmen.
Wann dein kleiner Schatz das Sitzen lernt, ist, wie bei jedem Meilenstein, komplett individuell. Die meisten Babys können sich im Alter von acht bis zehn Monaten selbst hinsetzen und diese Position eine ganze Weile halten. Mach dir aber keine Sorgen, wenn es bei deinem Kind früher oder später der Fall ist. Wichtig ist nur, dass die Fortschritte in der Entwicklung konstant sichtbar sind.
Arten des Sitzens
Sitzen ist übrigens nicht gleich Sitzen. Es gibt viele verschiedene Arten des Sitzens, die dein Baby im Laufe seiner motorischen Entwicklung einnehmen kann. Dabei hat jede Position Vorteile, aber auch Herausforderungen.
- Fersensitz:
Beim Fersensitz sitzt das Baby auf seinen Fersen, die Knie sind nach vorne gerichtet und der Oberkörper ist aufrecht. Diese Position fördert die Balance und stärkt die Muskeln in den Beinen und im unteren Rücken. Sie wird oft als Zwischenposition genutzt, wenn Babys lernen, sich aus dem Krabbeln aufzurichten. - Schneidersitz:
Der Schneidersitz, bei dem die Beine vor dem Körper gekreuzt sind, ist eine bequeme und stabile Position für viele Babys. Diese Sitzposition hilft, die Hüftmuskulatur zu dehnen und die Rumpfmuskulatur zu stärken. Sie ermöglicht es dem Baby, die Hände frei zu bewegen und zu spielen. - Seitlicher Sitz:
Hier sitzt das Baby seitlich auf dem Boden, mit einem Bein nach vorne und einem Bein nach hinten. Diese Position fördert die seitliche Rumpfstabilität und Flexibilität in den Hüften. Sie kann eine Übergangsposition sein, wenn sich das Baby von einer sitzenden in eine krabbelnde Position bewegt. - Langsitz: Im Langsitz streckt das Baby die Beine nach vorne aus, während es auf dem Gesäß sitzt. Diese Position erfordert eine gute Kontrolle der Rückenmuskulatur und fördert die Streckung der Beinmuskulatur. Sie wird oft beim Spielen oder Betrachten von Büchern verwendet.
- W-Sitz: Der W-Sitz wird so genannt, weil die Beine des Babys in dieser Position die Form eines „W“ bilden. Dabei sind die Knie nach vorne gerichtet und die Füße liegen seitlich des Körpers. Diese Position kann zwar stabil sein, sollte aber nicht dauerhaft die einzige Sitzposition sein, da sie die Hüften und Knie stark belastet und die Rumpfmuskulatur weniger aktiviert wird.
Du siehst also, es gibt viele verschiedene Varianten, wie dein Baby sitzen kann, und meistens begegnet dir fast jede dieser Sitzarten im Laufe der Entwicklung.
Aktives und passives Sitzen
Aktives Sitzen und passives Sitzen sind zwei wichtige Konzepte, die du kennen solltest, wenn es um die motorische Entwicklung deines Babys geht. Aktives Sitzen bedeutet, dass dein Baby aus eigener Kraft und mit eigener Muskelkontrolle sitzt. Dabei nutzt es seine Rückenmuskulatur und Bauchmuskeln, die es so lange trainiert hat, um sich in einer stabilen und aufrechten Position zu halten.
Im Gegensatz dazu wird dein Baby beim passiven Sitzen von dir oder einer anderen Bezugsperson in eine sitzende Position gebracht, ohne dass es selbst die notwendigen Muskeln und die Balance dafür entwickelt hat. Dabei meinst du es als Mama oder Papa ganz sicher nur gut. Dein kleiner Liebling will die Welt erkunden und ist vielleicht sogar viel zufriedener in der sitzenden Position als im Liegen. Behalte hier stets im Hinterkopf: Nur weil sich dein Baby in dieser Position halten kann, heißt es nicht, dass die Muskeln und Wirbelsäule dieser Position gewachsen sind. Dein Baby lernt so, sich auf externe Unterstützung, anstatt auf seine eigenen Muskeln zu verlassen. Welche Risiken das birgt, erfährst du jetzt.
Gefahren einer zu frühen sitzenden Position
- Beeinträchtigte Wirbelsäulenentwicklung: Die Wirbelsäule deines Babys ist noch nicht vollständig entwickelt, wenn es sich noch nicht selbst in die sitzende Position bringt und kann durch das zu frühe Sitzen unnötig belastet werden. Dies kann zu Fehlhaltungen und langfristigen Problemen mit der Wirbelsäule führen.
- Schwächere Muskelentwicklung: Babys, die passiv hingesetzt werden, nutzen ihre eigenen Muskeln nicht ausreichend, um das Sitzen zu unterstützen. Dies kann die Entwicklung der Rumpf-, Nacken- und Rückenmuskulatur verzögern und schwächen. So hat es dein Baby dann vielleicht schwerer, die nächsten Meilensteine, wie das freie Stehen oder selbstständiges Laufen, zu erreichen.
- Eingeschränkte motorische Fähigkeiten: Das frühe Sitzen kann die natürliche motorische Entwicklung beeinträchtigen, da das Baby nicht die Gelegenheit hat, wichtige Übergangsbewegungen, wie Drehen, Rollen und Krabbeln, ausreichend zu üben. Diese Bewegungen sind entscheidend für die Entwicklung von Koordination und Gleichgewicht, um so selbstständig in das Sitzen zu kommen.
- Erhöhtes Verletzungsrisiko: Ein Kind, das nicht selbstständig sitzen kann, hat ein höheres Risiko, umzukippen oder zu stürzen, wenn es in eine aufrechte Position gebracht wird. Dein Baby hat sehr wahrscheinlich nämlich noch nicht gelernt, sich wieder eigenständig aus dieser Position zu bringen. Dies kann zu Verletzungen des Kopfes, des Nackens oder anderer Körperteile führen.
- Fehlende sensorische Erfahrungen: Die selbstständige Bewegung und das Erforschen der Umgebung sind wichtig für die sensorische Entwicklung eines Babys. Passives Sitzen kann diese Erfahrungen einschränken, was zu Defiziten in der sensorischen Integration und Wahrnehmung führen kann.
Sitzen im Kinderwagen, Fahrradsitz und im Hochstuhl
Dass das zu frühe Hinsetzen deines Kindes einige Risiken birgt, hast du nun bereits gelesen, und vielleicht fragst du dich jetzt: Aber was ist mit dem Sportaufsatz vom Kinderwagen, dem Fahrradsitz oder dem Hochstuhl?
Auch hier gilt generell: Dein Kind sollte nicht im Kinderwagen, Fahrradsitz oder Hochstuhl sitzen, wenn es noch nicht selbstständig sitzen kann. Besonders beim Fahrradsitz solltest du auf eine frühzeitige Benutzung verzichten, da die äußeren Einflüsse und Erschütterungen beim Fahren besonders stark auf die Wirbelsäule deines Kindes einwirken.
Der Hochstuhl wird spätestens beim Thema Beikost richtig relevant für eure Familie. Damit sich dein kleiner Sonnenschein nicht verschluckt und im Fall der Fälle gut husten kann, ist es wichtig, dass er oder sie aufrecht sitzt. Was also tun? Am einfachsten: Du setzt dein Baby auf deinen Schoß. So kannst du es mit deinem Körper und deinen Händen beim Sitzen unterstützen und verlagerst so die Wirkungskräfte. Dein Kind kann aber trotzdem selbstständig das Essen erkunden. Nicht für jede Familie ist dies so im Alltag umsetzbar. Deshalb gilt hier das Prinzip der Risiko-Nutzen-Abwägung. Ihr als Eltern entscheidet für eure Familie, ob es für euch in Ordnung ist, dass euer Baby für einige Minuten am Tag gut gesichert im Hochstuhl sitzt, damit ihr euch zum Beispiel um andere Geschwisterkinder kümmern könnt.
Die Babywanne wird langsam zu klein, oder dein Baby ist zunehmend unzufrieden im Liegen? Dann kann ein Wechsel zum Sportsitz unabdingbar sein. Hier solltest du darauf achten, dass sich der Aufsatz in eine komplette oder minimal erhöhte Rückenlage klappen lässt. So vermeidest du eine übermäßige Belastung der Wirbelsäule. Eine Trage oder ein Tragetuch ist eine gute Alternative, um deinem Wirbelwind eine tolle Aussicht beim Spaziergang zu ermöglichen.
So aufregend dieser Meilenstein also auch ist, du solltest dein Baby erst hinsetzen, wenn es motorisch dazu bereit ist. Vertraue darauf: Dein kleiner Sonnenschein entwickelt sich in genau dem richtigen Tempo und wird die Welt noch schnell genug sitzend erkunden.
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