Wenn ein Baby Mamas Bauch verlässt, muss es sich ganz neuen Bedingungen anpassen. Auch sein gewohntes, mit etwa 37° C kuschelig warmes “Badewasser” ist plötzlich empfindlich kalter Luft gewichen. Besonders bei einem neugeborenen Winterbaby fragen sich besorgte Eltern deshalb, ob sie ihrem Nachwuchs mit einem Spaziergang bei frostigen Temperaturen womöglich schaden. Die Angst, dass das Baby sich erkälten könnte, ist verständlicherweise groß. Wir können euch beruhigen: Ihr dürft und solltet sogar auch im Winter mit eurem Baby so oft wie möglich an die frische Luft gehen, vorausgesetzt, es ist gesund und nicht untergewichtig (wie beispielsweise Frühchen) – und es ist warm genug eingepackt. Folgende Punkte solltet ihr beachten, damit euer Winterbaby immer und überall passend angezogen ist:
- So fühlt sich euer Baby zu Hause wohl
- Kleidung für euer Winterbaby
- Tipps zum Material
- Ab wann darf ein Baby nach draußen?
- Mit dem Baby unterwegs: Schicht für Schicht zum Zwiebellook
- Tipps für den Kinderwagen
- Tipps für die Babyschale
- Tipps für Tragebabys
- Babys Körpertemperatur im Blick behalten
So fühlt sich euer Baby zu Hause wohl
Das Baby ist endlich zu Hause! Neben vielen anderen Unsicherheiten stellt sich euch vielleicht die bange Frage, ob es auch wirklich warm genug bei euch ist. Denn selbst bei 20° Raumtemperatur sind es immerhin etwa 17° Unterschied zur gewohnten Fruchtwassertemperatur!
Meist ist die Sorge unbegründet, im Gegenteil: Babys werden oft viel zu warm eingepackt. Und eine Überhitzung kann dem Baby sogar gefährlich werden! Die Raumtemperatur sollte daher tagsüber 22°C nicht überschreiten. Ausnahme: Beim Wickeln empfehlen wir einen Infrarot-Heizstrahler über dem Wickelplatz. Nachts ist eine Temperatur von etwa 16 - 18° C optimal.
Auch wenn ihr instinktiv das Bedürfnis habt, dem Baby ein warmes Kuschelnest zu bauen – bitte vermeidet im Bettchen, in der Wiege oder im Stubenwagen alles, was seine Atmung behindern könnte. Decken, Kissen, Kuscheltiere und Felle oder gar Wärmflaschen oder Heizdecken gehören auf keinen Fall hinein und können sogar lebensbedrohlich werden! Ein warmer Schlafsack, dessen Halsausschnitt nicht größer ist als der Kopf, ist perfekt. Lasst bitte auch die Mütze weg – sie kann nachts über das Gesicht rutschen und verhindert obendrein, dass das Baby überschüssige Wärme über das Köpfchen abgeben kann.
Kleidung für euer Winterbaby
Das Angebot an Babykleidung ist schier unendlich. Aber so niedlich die winzigen Sachen auch sind – schon nach ein paar Wochen passen sie nicht mehr. Nicht selten wird ein Großteil der gekauften oder geschenkten Kleidung nie getragen. Wir haben deshalb eine Liste der Basics zusammengestellt, die bei der Erstausstattung für euer Winterbaby nicht fehlen sollten – natürlich ist das nur eine grobe Empfehlung, euer tatsächlicher Bedarf kann davon abweichen. Habt ihr beispielsweise ein “Spuckbaby”, bei dem ihr dreimal täglich den Strampler wechseln müsst, werdet ihr mehr davon brauchen. Aber dann ist immer noch Zeit, Nachschub zu besorgen.
- 6 - 8 Langarmbodys (am praktischsten sind Wickelbodys, sie lassen sich wesentlich leichter anziehen, weil sie nicht über den Kopf gezogen werden müssen)
- 4 – 5 Langarmshirts mit Knopfleiste an den Schulternähten oder sehr dehnbarem Ausschnitt
- 4 - 6 Strampler oder Overalls
- 3 - 4 Strumpfhosen
- 2 - 3 Schlafanzüge mit knöpfbarem Schritt zum schnellen Windelwechsel
- 2 - 3 Pullover oder Jäckchen
- 2 warme Jacken mit Kapuze für draußen
- 1 warmer, wasserdichter Winterfußsack für den Kinderwagen
- 2 gefütterte Mützen mit Ohrenklappen, oder Elefantenmütze, die Brust und Nacken zusätzlich schützt
- 1 Halstuch (Schals/Loops sind für Neugeborene noch zu voluminös)
- 2 Paar Fäustlinge ohne Daumen
- 3 - 5 Paar Erstlingssocken
- 2 Paar Wollsöckchen
Einen speziellen Schneeanzug braucht ihr erst, wenn euer Schatz laufen kann. Gerade kleinen Babys bietet er zu wenig Bewegungsfreiheit, und er ist auch im Warmen nicht mal eben schnell ausgezogen. Stattdessen empfehlen wir euch einen Fußsack für den Kinderwagen oder eine Einschlagdecke für die Babyschale. Beides hält schön warm und lässt sich ganz einfach öffnen, wenn ihr euch in warmen Räumen aufhaltet – und zwar auch, wenn das Baby gerade schläft.
Tipps zum Material
Es gibt bei Babykleidung große Unterschiede in der Qualität, sowohl bei der Verarbeitung als auch beim Material. Wir empfehlen euch, lieber weniger zu kaufen und dafür auf gutes, schadstofffreies Material zu achten. Wichtig ist, dass es die Wärme hält, ohne dass das Baby schwitzt. Denn nassgeschwitzte Kleidung ist nicht nur unangenehm, sie kann durch die Verdunstungskälte auch zu Erkältungen führen.
Hochwertige Naturfasern sind beispielsweise:
- Wolle (am besten Merino/Alpaka, weil sie nicht kratzt)
- Wollwalk
- Wollfleece
- Baumwoll-Seide-Mix
Vegane Alternativen:
- Baumwollfleece
- Baumwollcord
- Baumwollfrottee
- Baumwoll-Viskose-Mix
- Bambus
Naturfasern wie Wolle haben ihren Preis, halten aber auch länger. Viele Hersteller sind schon dazu übergegangen, hauptsächlich neutrale Farben zu verwenden, damit das Kleidungsstück später auch an ein Geschwisterkind anderen Geschlechts “vererbt” werden kann. Außerdem lassen sich hochwertige, gut erhaltene Sachen auch recht gut wieder verkaufen. Wenn ihr nicht unbedingt neue Sachen haben möchtet, schaut doch mal in die Kleinanzeigen! Die Wolle sollte jedoch nicht kratzen. Kleidungsstücke aus kratzigerem Material sollten daher unbedingt weich gefüttert sein.
Der klare Vorteil von Synthetikfasern ist der günstige Preis und die unkomplizierte Pflege. Aber leider hält so manche Kuscheljacke nicht, was sich optisch vermuten ließe, und in puncto Temperaturausgleich schneiden Kunstgewebe im Vergleich zu Naturfasern meist deutlich schlechter ab, es sei denn, es handelt sich um spezielles Funktionsgewebe.
Was auch immer ihr wählt, wichtig ist, dass die Kleidung schadstoffarm produziert wurde: Das Material sollte aus kontrolliert biologischem Anbau bzw. Bio-Tierhaltung stammen und unter fairen Arbeitsbedingungen gefertigt worden sein. Achtet auf entsprechende Textilsiegel wie z.B. Fairtrade, GOTS, OEKO-TEX oder Blauer Engel. Grundsätzlich solltet ihr industriell hergestellte Kleidung vor dem ersten Tragen einmal waschen, um die empfindliche Babyhaut vor chemischen Rückständen aus der Produktion zu schützen.
Ab wann darf ein Baby nach draußen?
Generell spricht schon ab der ersten Woche nichts gegen einen kleinen Spaziergang. Besonders bei sonnigem Wetter tut er euch gut und entspannt – und euer Wohlbefinden überträgt sich auch auf euren kleinen Schatz. Im warmen Kinderwagen geschoben zu werden, empfinden viele Babys als sehr angenehm, die meisten schlafen dabei seelenruhig, viele schlafen durch die frische Luft generell sogar besser. Obendrein wird das Immunsystem gestärkt! Dennoch gibt es ein paar Dinge, die ihr beherzigen solltet:
- Übertreibt es nicht – etwa 15 Minuten reichen für den Anfang. Auch für frischgebackene Mamas, die sich noch schonen und regenerieren müssen! Nach und nach könnt ihr eure Ausflüge dann ausdehnen.
- Vorsicht bei Frühchen oder untergewichtigen Babys: Bitte holt euch unbedingt ärztlichen Rat ein.
- Bei sehr feuchtem, nasskalten Wetter, eisigem Wind oder extremer, trockener Kälte (< -5°C) Ist es im Zweifelsfall in den ersten drei Monaten besser, den Spaziergang zu verschieben, bis es wieder etwas freundlicher wird. Lässt sich ein Aufenthalt draußen nicht vermeiden, achtet darauf, dass das Baby auch bei kürzesten Wegen – z.B. zum Auto – bestens geschützt ist und keine eiskalte Luft einatmet.
- Ein Baby kann seine Körpertemperatur noch nicht regulieren und kühlt schnell aus. Besonders über das im Verhältnis zum Körper große Köpfchen verliert es Wärme, aber auch die kleinen Hände und Füße werden schnell kalt. Deshalb ist es wichtig, diese Bereiche besonders gut zu schützen – auch unterm Fußsack
- Babys Haut ist sehr empfindlich – bitte cremt das Gesicht ein, etwa eine halbe Stunde bevor ihr in die Kälte geht. Wichtig: Wählt unbedingt eine wasserfreie Creme, um die Haut zu schützen. Wasserhaltige Cremes gefrieren bei Minusgraden auf der Haut!
- Direkte Sonne und reflektierender Schnee können die empfindlichen Augen schädigen – bitte schützt Babys Augen entsprechend (es gibt sogar spezielle Baby-Sonnenbrillen – das ist aber meist nicht nötig)
- Achtet darauf, dass keine Metallteile, wie etwa Reißverschlüsse, mit der zarten Babyhaut in Berührung kommen. Das kann schlimmstenfalls zu Erfrierungen führen!
Mit dem Baby unterwegs: Schicht für Schicht zum Zwiebellook
Gerade im Winter habt ihr es mit ständig wechselnden Temperaturen zu tun. Vom warmen Zuhause geht es an die eisige Luft, im Auto steigt die Temperatur innerhalb von Minuten von “frostig” auf “kuschelig”, beim Aussteigen herrscht wieder klirrende Kälte, und im Café oder Geschäft ist es wieder angenehm warm, bis man es wieder verlässt. Damit euer Winterbaby in der Kälte nicht friert, aber auch im Warmen nicht ins Schwitzen kommt, ist der Zwiebellook ideal. Mehrere dünne Schichten wärmen durch die entstehenden Luftkammern wesentlich besser als eine dicke Schicht. Die Faustregel lautet dabei, dass das Baby immer eine Schicht mehr anzieht als ihr!
Tipps für den Kinderwagen
Bevor ihr mit eurem Schatz die Winterluft genießt, könnt ihr einiges tun, um ihm den Aufenthalt draußen so angenehm wie möglich zu gestalten.
- Falls euer Kinderwagen in der kalten Garage oder im Treppenhaus steht, nehmt ihr am besten die Tragetasche mit rein. So ist sie nicht kalt und womöglich klamm, wenn ihr euer Baby hineinlegt.
- Zusätzliche Wärme von unten spendet eine zurechtgeschnittene Isomatte oder eine nicht zu dünne Styroporplatte. So kühlt Babys Rücken nicht aus.
- Ihr könnt die Tragetasche mit einer Wärmflasche vorwärmen, bitte lasst sie jedoch auf keinen Fall im Kinderwagen. Es ist immer möglich, dass sie durch Materialermüdung Risse bekommt und ausläuft – euer Baby könnte sich verbrühen! Legt lieber ein warmes Kirschkernkissen an die Füße
Tipps für die Babyschale
Eine kuschelige Einschlagdecke mit Kapuze und Gurtschlitzen ist perfekt für sehr kurze Wege und die Übergangszeit. Die Vorteile: Sie ist schnell mit einem Handgriff zu öffnen. Besonders wenn es im Auto warm ist oder ihr euch zwischendurch drinnen aufhaltet, ist das sehr praktisch. Für sehr kalte Tage empfiehlt sich ein Fußsack, weil er die Wärme besser hält.
Wenn es mal richtig ungemütlich wird: Sowohl für Kinderwagen als auch für Babyschalen gibt es spezielle Schutzhauben, die euer Baby vor Regen und Schnee schützen.
Tipps für Tragebabys
Eure Nähe und Körperwärme ist für euer Baby am schönsten und vermittelt ihm Geborgenheit. Ein weiterer Vorteil ist bei strenger Kälte, dass euer Baby durch eure Wärme schon vorgewärmte Luft einatmet. Wenn ihr euren Liebling am liebsten tragt, ist eine Tragejacke oder ein Tragemantel für euch perfekt. Wir empfehlen wegen der Länge einen Mantel, damit auch Babys Beine schön warm bleiben (und eure nebenbei auch). Falls ihr euch für eine Jacke entscheidet, solltet ihr nach speziellen gefütterten Tragestiefelchen schauen, um kleine "Eisbeine" zu vermeiden: Sie gehen bis übers Knie und sind eine Mischung aus Babyschühchen und Stulpen.
Tragejacken und -mäntel gibt es übrigens für Mama und Papa. Die für Mamas haben den Vorteil, dass sie schon während der Schwangerschaft mit Babybauch gute Dienste leisten - nur eben ohne Trageeinsatz. Die meisten Modelle sind zudem so geschnitten, dass sie auch später ganz ohne Bauch und Baby getragen werden können.
So schön das Tragen auch ist: Vorsicht bei Schneematsch und Glatteis! Sobald die kleinste Sturzgefahr besteht, verzichtet ihr besser aufs Tragen. Denn solltet ihr ausrutschen, kann sich euer Baby schwer verletzen!
Babys Körpertemperatur im Blick behalten
Leider kann euer Schatz euch noch nicht sagen, ob er friert oder ob ihr es womöglich zu gut gemeint habt. Am besten lässt es sich testen, wenn ihr zwei Finger in Babys Nacken legt. Ist er warm und trocken? Wunderbar! Ist er kühl, friert das Baby vermutlich. Fühlt er sich feucht an, ist ihm zu heiß. Achtung: Diese Methode funktioniert nur, wenn eure Hände normale Körpertemperatur haben. Wollt ihr im Winter unterwegs testen, ob die Körpertemperatur eures Babys optimal ist und habt selbst kalte Hände, verwendet lieber ein Fieberthermometer fürs Ohr. Die normale Körpertemperatur liegt etwa zwischen 36,5 und 37,4.
Ist eurem Baby zu kalt, wärmt es am besten mit eurer Körperwärme auf. Es hilft meist wenig, noch zusätzlich etwas anzuziehen oder das Baby in eine weitere Decke zu wickeln. Ist es nassgeschwitzt, solltet ihr schnellstmöglich für trockene Sachen sorgen und Zugluft vermeiden.
Wenn ihr diese Tipps beherzigt, steht den Spaziergängen mit eurem Schatz nichts mehr im Wege. Wir wünschen euch von Herzen eine wunderschöne Winterzeit und alles Gute!